Die Freundschaft zweier Überlebender – ein Doppelporträt. Rowohlt Verlag, 24 Euro
Lange nicht mehr hat mich ein Sachbuch so in seinen Bann geschlagen wie das vorliegende von Willi Winkler. Die beiden Herren Kissinger und Unseld, einen ehrgeizigen und skrupellosen Politiker und einen nicht minder ehrgeizigen Verleger, auf etwa 300 Seiten dermaßen kundig und gleichzeitig unterhaltsam gegenüberzustellen, ist große Kunst und eine beeindruckende Leistung. Auf diese Paarung muss man erst einmal kommen und dann den beiden so unterschiedlichen Charaktern auch noch gerecht werden! Winkler gelingt dies auf sehr überzeugende Weise, wieder einmal, wie bei ihm üblich, auf der Basis gründlicher und sorgfältiger Recherchen. Der Journalist, Autor und Übersetzer schreibt für die Süddeutsche Zeitung und außerdem wichtige Bücher wie u.a. Das braune Netzoder Herbstlicht. Er übersetzte u.a. Lebowitz‘ Buch für Kinder und phantasievolle Erwachsene Mr. Chas und Lisa Sue treffen die Pandas und Huxley‘s Reisebericht Along the Road.
Kissinger & Unseld ist sein neuestes Buch: interessant, spannend, lehrreich. Im Sommer 1955 auf dem Campus der Harvard University begegnen sich die beiden Ausnahmemänner zum ersten Mal und bleiben bis zu Unselds Tod einander verbunden. Es war Unseld, der den Kontakt immer wieder suchte und aufrecht erhielt, in seiner, wie wir dies aus anderen Büchern und von Zeitzeugen wissen, beharrlichen und konsequenten Art. Winkler auf seinem Weg durch beider Leben zu folgen, dabei Vieles und manch Neues über Politik und Kultur, Unternehmertum und ausgeprägtes Karrieredenken zu erfahren, ist ein großes Lese-Vergnügen. Winkler bewahrt immer kritische Distanz zu beiden Männern und wird ihnen dabei mit seiner Art zu schreiben auf besonders eindrückliche Weise gerecht. [SB]