Roman. Hanser Verlag, 24 Euro.

Am liebsten würde ich einfach nur sagen: Lesen Sie dieses Buch! Lange schon hat mich ein Text nicht mehr so hineingesogen, fasziniert und verführt wie dieser Roman. Ich musste ihn an einem Stück lesen und zum Schluss, als der Abschied anstand, kullerten sogar einige Tränen. Tränen wegen der Liebe, von der Sebastian Haffner (hier noch Raimund Pretzel) erzählt, aber auch wegen der vergebenen Chancen, Möglichkeiten und Hoffnungen einer Generation, die noch möglich erscheinen. Mit dem Wissen um das, was nach 1933 noch alles kommen wird, bleibt eine Traurigkeit, denn hier, wie auch in seinem Werk Geschichte eines Deutschen: die Erinnerungen 1914–1933 erzählt Haffner von all dem, was Terror und Unmenschlichkeiten niederdrücken werden.
Damit ist Paris auch der perfekte Ort für Abschied. Paris, der Ort der Lebensfreude in den 1920er Jahren, und Paris als der Ort, an dem Tausende in der Emigration anlanden werden. Teddy, die große Liebe von Raimund, wird in diesem Roman zur ersten Emigrantin einer Zeit voller Gewalt und Unmenschlichkeit. Der letzte Moment der beiden Liebenden wird zum Abschied hinein in eine gefährliche Zukunft, die noch verdrängt werden kann, aber doch zu ahnen ist. Noch herrscht eine „Euphorie des Abschieds“ (S. 176), aber bald… Es ist schön, dass es solche Texte gibt. Sie wärmen das Herz, prägen den Verstand, zeigen, dass Romantik in große Literatur aufgehen kann und dass tiefsinnige Texte keine Schwere haben müssen. [Björn Siller]

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