Die Bücher des Monats sind unsere besonderen Bücher aus dem jeweiligen Wetzsteinbrief des Monats.

Schon 1957 erschien Patrick Leigh Fermors Eine Zeit der Stille. Zu Gast in (französischen) Klöstern. Martha Gellhorn, deren Buch Muntere Geschichten für müde Menschen im letzten Wetzsteinbrief besprochen wurde und nur in unserer Buchhandlung direkt erhältlich ist, bildete mit ihren Reportagen den zweiten Weltkrieg auf erschütternde Weise ab. Mit ihren ganz anders gearteten Geschichten begleitete sie die Menschen nach Kriegsende durch deren Erschöpfung und Müdigkeit in einem Zeitalter der Ungewissheit, ja der Angst. Fermor, der große Reisende, war in eben jenem Krieg als britischer Agent im Widerstand gegen die Deutschen aktiv und wurde zum Helden. In Eine Zeit der Stille geht er, der sonst in der Karibik, in den Anden, in der Türkei, in Griechenland unterwegs ist, auf Seitenpfaden und bezeichnet später diese Reise auf der Suche nach der Stille als eine der wichtigsten und eindrücklichsten Abschnitte seines Lebens. Sehr wohl ist sich Fermor der großen Herausforderung bewusst, auf der eigenen Suche nach Stille nicht die Stille und Ordnung des klösterlichen Lebens zu beeinträchtigen. Ein unaufgeregtes, nachdenkliches und beeindruckendes kleines Buch.

Dörlemann Verlag, 18 Euro

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„Gibt es ein Konsulat, das Visa in die Zukunft erteilt? Ich möchte aus meiner Zeit auswandern“. (Roda Roda)

Diese Anthologie literarischer Zeugnisse aus der Exilpresse ist ein kostbares, hervorragend komponiertes Ganzes. Welch großes Glück, als das bisher unveröffentlichte Manuskript auf dem Dachboden von Hans-Albert Walter, 1935-2016, gefunden wurde. Walter war Literaturwissenschaftler, Sammler und Experte auf dem Gebiet der deutschen Exilforschung. Es sind die großen, aber auch die weniger bekannten Namen, deren ganz unterschiedliche Erzählungen, Glossen und Reportagen nun von Peter Graf und Ulrich Faure in den drei schönen Bänden im Schuber zusammengestellt wurden. Beim Lesen der literarischen Zeugnisse von 1933 bis 1945 gehen die Erschütterungen und Erfahrungen der Ausgestoßenen des damaligen mörderischen NS-Regimes beängstigend nahtlos über in unsere ungewisse Gegenwart mit dem brutalen Krieg der Russen gegen die Ukraine und gegen Europa. Keiner weiß, was uns in der Zukunft erwartet.

Herausgegeben von Peter Graf, Ulrich Faure 3 Bände im Schuber.

Wbg Theiss, Einführungspreis 99 Euro, ab 01.07.2023 149 Euro

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Dieses Buch erzählt von einer kleinen Flamme, die man in die Hand bekommt und vor dem Wind zu schützen hat. Es ist ein zarter Hoffnungsschimmer, dass er doch gelingen kann: der Frieden im Heiligen Land!

Igal Avidan hat in Folge der Unruhen des Jahres 2021 sich aufgemacht, in Israel Menschen zu treffen und mit ihnen zu sprechen, wie Frieden, wie eine israelische Zukunft mit Juden und Arabern/Palästinensern aussehen könnte. Daraus entstand ein Buch, ein Text von Menschen, die getragen von Hoffnung, erschöpft von Rückschlägen sind und sich dennoch einsetzten für ein Israel, in dem Juden und Araber miteinander leben können. Wir erfahren, wie tragfähig (noch) die israelische Demokratie ist. Wir erfahren auch von vielen Momenten, in denen die Radikalen immer wieder gewinnen. Aber wir erfahren ganz besonders von all jenen, die sich dagegenstellen: still, helfend und Hoffnung bietend.

Der Text weiß noch nichts von dem Terror, der im vergangenen Oktober geschehen ist. Aber stecken darin vielleicht nicht trotzdem die Antworten auf diesen Terror? Angesichts der Gräuel der Hamas, angesichts der Spirale der Gewalt mag es utopisch scheinen, aber als Christ, als Jude, als Muslim darf man den Glauben an die Veränderung zum Besseren nicht verlieren. Daher: Sie ist möglich, das zeigt dieses Buch. Und es zeigt, dass wir alle Verantwortung zu übernehmen haben. [BS]

Igal Avidan: ‚ . . . und es wurde Licht! Jüdisch-arabisches Zusammenleben in Israel. Berenberg Verlag, 18 Euro

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