Suhrkamp Verlag,13 Euro

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Mit Amos Oz und seiner Geschichte von Liebe und Finsternis im Gepäck lernte ich auf meiner ersten Israelreise das Land kennen: mit seinen Lebenserfahrungen, mit denen seiner Familie und solchen von geflüchteten Literaten und Philosophen, geprägt von den großen Ideen für das neue Heimatland Erez Israel und all den gescheiterten Hoffnungen der Einwanderer-Generationen. Oz erzählt Geschichte und Geschichten, von Europa, von Israel in der Mandatszeit bis heute (Stand 2007), von einem Sehnsuchtsleben im Kibbuz und er präsentiert uns eine (untergegangene) Welt des Geistes mit all jenen Personen, die wir aus unserem Judaika-Regal im Wetzstein kennen: Samuel Agnon, Martin Buber, David Ben Gurion, Josef Klausner u.a.) und mit all ihren Ideen und Werken.

Von diesen Menschen und ihren Hoffnungen erfüllt, bietet es sich an, als nächstes die Lebensgeschichte von Sari Nusseibeh zu lesen.

 

Sari Nusseibeh: Es war einmal ein Land

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Ein Leben in Palästina. Suhrkamp Verlag, 14 Euro

Sein Buch Es war einmal ein Land war für den palästinensischen Philosophen, Weltbürger und Präsidenten der Al-Quds-Universität in Jerusalem (bis 2014) zwingend notwendig für einen zukünftigen Frieden. Denn im Unwissen über den anderen sieht Nusseibeh einen Kern des israelisch-palästinensischen Konflikts, und nur wenn Israelis und Palästinenser ihre Nachbarn kennen, können sie auch miteinander leben. Daher erzählt er so ausführlich von seinem Leben, das nur wenige Meter vom Lebensort von Amos Oz entfernt sich abspielte und doch so ganz anders war. Nusseibeh, ganz der Vernunft verpflichtet, reagiert auf die Ideen, die wir bei Oz kennenlernen und schreibt sie aus seiner palästinensischen Sicht weiter. Ja, er erzählt uns auch von all jenen Versuchen, diese als Berater und Politiker umzusetzen.

Beide Bücher zusammen bereichern sich gegenseitig und werfen in einer feinsinnigen, literarisch hochwertigen, traurigen und humorvollen Weise einen wichtigen Blick auf die Gesellschafts- und Politikgeschichte Israels. Sie erzählen uns, warum dieses Thema uns auch heute angeht und warum es sich lohnt, die insgesamt rund 1200 Seiten zur Hand zu nehmen. Gerade auch als Sommerlektüre.

[Björn Siller]