Die Taschenbuch-Empfehlung im Monat März 2023 ist ein Buch von Alba de Céspedes. 2021 als Hardcover erschienen, hat es kaum jemand wahrgenommen. Nun hat der Insel-Verlag es glücklicherweise als Taschenbuch erneut herausgegeben.

Mit Das verbotene Notizbuch gelang de Céspedes ihr literarischer Durchbruch. Der Titel bezieht sich auf die Aufzeichnungen der Protagonistin Valeria Cossati. Von einem plötzlichen Impuls gepackt, kauft Valeria ein Notizbuch und beginnt zu schreiben: über ihr Leben, ihre Lieben, über sich selbst und ihre Wünsche. Für sie, die die ihr auferlegten Rollen akzeptierte, wird das Schreiben zu einem Akt der Selbsterkenntnis, zu einem Weg, sich mit ihren eigenen Augen und nicht mit denen anderer zu sehen. Das Schreiben, das zur Reflexion zwingt, zerstört bei Valeria Welten, bringt sie aus der Fassung. Sie, die zunächst unscheinbar, farblos und langweilig erschien, bekommt allmählich Konturen und Profil.

Die Autorin zeigt schonungslos die Lebenswirklichkeit der Frau. Damit hat sie Lesende ihrer Zeit angesprochen. Sie steht darin in der Tradition großer anderer Autor:innen. Das verbotene Notizbuch ist ein Klassiker der feministischen Literatur, der noch heute gilt. Es ist genauso Pflichtlektüre wie Woolfs Ein Zimmer für sich allein oder manche Bücher von Simone de Beauvoir.

Insel Verlag, 12 Euro

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