Das im Juni 2023 empfohlene Taschenbuch gibt es leider nicht mehr als Taschenbuch. Zum Glück aber weiterhin als Buch im Schuber im Mare-Verlag:
Im Wetzstein habe ich (Björn Siller) vor vielen Jahren Mercè Rodoredas Roman Auf der Plaça del Diamant gekauft. Auch, weil auf dem Cover Roger Willemsen über dieses Buch geschwärmt hatte. Reingefunden habe ich aber nie wirklich. Daher hat es lange – viel zu lange – gedauert, bis ich Rodoredas Roman Der Garten über dem Meer zur Hand nahm – und darin versank. Nachdem ich die letzte Seite gelesen hatte, fing ich noch einmal an, blätterte zurück, las seitenlang noch einmal, einfach so. Denn der Roman bleibt im Raum stehen, klingt nach. Ich dachte: und jetzt?
Vordergründig geht es um das Leben der Reichen, in einer Zeit, in der scheinbar alles möglich war. Es geht um Liebe, es geht um Kunst, Pferde, den Garten, Autos und die Dekadenz des Lebens. Davon wird erzählt, aber nur als stofflicher Träger für die wirklichen Geschichten, als Träger für Zwischentöne, Schwingungen, für das Atmosphärische. Und gelingt es einem, diese zu erspüren, so tauchen Details auf, die sich nicht auf Anhieb zeigen. Dann lassen sich jene Geschichten entdecken, die von Rodoreda gerade nicht erzählt werden, die aber diesen Roman so besonders machen.
Der Garten über dem Meer ist ein Roman für den Sommer oder genauer: für eine Zeit, in der Träume und das Fliegen auf den Schwingen der Fantasie möglich sind.
Das Buch gibt es nur noch in einer gebundenen Ausgabe im Schuber in der gewohnt wertigen Aufmachung im mareverlag. [BS]
mareverlag 28 Euro