Herausgegeben von Jan Bürger, Gunilla Eschenbach, Anna Kinder, Helmuth Mojem und Sandra Richter. Deutsches Literaturarchiv Marbach, 18 Euro
Die marbacher magazine der Deutschen Schillergesellschaft sind immer wieder eine Entdeckung wert. Der neueste Band in dieser Reihe führt uns nach der klugen Einführung von Anna Kinder und Sandra Richter: Wie Literatur entsteht. Ein Blick hinter die Kulissenhinab in die Katakomben des Deutschen Literaturarchivs in Marbach. Wir wandern mit diesem Buch durch dessen Keller und damit hinein in die Geschichte von drei Verlagen: Cotta, S. Fischer und Suhrkamp. Anhand der Archive dieser Verlage, die dort gelagert und sorgfältig erschlossen wurden und, wie im Fall Suhrkamp, noch werden, ist ein umfassender Einblick in die Arbeitsweise dieser Häuser mit deren Autoren und Autorinnen möglich. Gegründet wurden sie von Johann Friedrich Cotta (1764 -1832), Samuel Fischer (1859 – 1934), Peter Suhrkamp (1891 – 1959). Der Suhrkamp Verlag wurde von Siegfried Unseld (1924 – 2002) maßgeblich vergrößert und prägend weitergeführt.
Der Aufstieg des Cotta Verlags wurde bestimmt von der großartigen Schaffenskraft seines äußerst geschäftstüchtigen Verlegers und der Strahlkraft Friedrich Schillers. Die Häuser Fischer und Suhrkamp litten unter dem verbrecherischen Nationalsozialismus. Holocaust, Exil, Konzentrationslager beherrschten die Bedingungen der Arbeit in den Verlagen.
Diese kämpften folglich nicht nur wirtschaftlich um ihre Existenz; ihre Leiter und Mitarbeiter*innen kämpften schlicht um das eigene Leben.
In den einzelnen Beiträgen dieses Bandes, in dem zusätzlich zahlreiche, bisher nicht bekannte Fotografien abgedruckt sind, erfahren wir ungemein viel Wissenswertes, also Wirtschaftliches, menschlich Berührendes, auch Randständiges, manches Liebenswürdige. 1950, am 8. Mai, dem Tag der Befreiung, sprach Peter Suhrkamp in der Frankfurter Paulskirche. Seine bedeutende Rede anlässlich einer Buchwoche trug den Titel: „Kann das Buch uns helfen – müssen wir dem Buch helfen?“ Er schloss seinen Vortrag mit einem Rat, einem Wunsch: „Disponieren Sie in Ihrem Tagesplan eine tägliche stille Lesestunde ein.“ (S. 149) Was für ein guter Rat. Was für ein gutes marbacher magazin! [SB]
Das Buch können sie über post@zum-wetzstein.de bestellen.