Erzählung. edition suhrkamp. Suhrkamp Verlag, 12 Euro
Dieser Wetzsteinbrief endet bei den Buchbesprechungen ebenfalls mit einem „alten“ Titel. Abschied von den Eltern ist zum ersten Mal 1961 erschienen, glücklicherweise nach wie vor erhältlich und eine großartige Erzählung des deutsch-schwedischen Schriftstellers, Malers, Graphikers und Filmemachers Peter Weiss (1916-1982).
Die große Hitze wie auch Abschied von den Eltern haben auf ihre jeweils ganz unterschiedliche Art weder an Aktualität noch an Qualität verloren. Weiss schrieb dieses beeindruckende autobiographische Werk stark beeinflusst vom kurz aufeinander folgenden Tod der Mutter und des Vaters. Das Familienleben konstatiert er dabei als ein einziges, großes Nebeneinander, Vater und Mutter waren die Portalfiguren, er selbst dazwischen und hin und her geworfen zwischen „Aufruhr und Unterwerfung“. (S. 7)
Zarte, sensible Schilderungen der Natur, aber auch klare, fast erschreckend kalte Worte für menschliches Verhalten findet Weiss in diesem schmalen Band, der wie aus einemhochreflektierten, harmonischen Guss erscheint. Die Erzählung ist ein durchkomponierter, wohlformulierter Gedankengang, den Weiss darin enden lässt, sich auf den Weg zu machen und sein eigenes Leben zu suchen. „In den Büchern (der Bibliothek der Eltern, Anm. Susanne Bader) trat mir das Leben entgegen … In den Büchern zeigte sich mir eine andere Realität des Lebens als die, in die meine Eltern und Lehrer mich pressen wollten. Die Stimmen der Bücher forderten mein Mittun, die Stimmern der Bücher forderten, dass ich mich öffnete und auf mich selbst besann.“ (S. 59) Eine wichtige, sprachlich wie inhaltlich tief bewegende Erzählung. [Susanne Bader]