C. H. Beck Verlag, 8 Euro
Candide ist Optimist. Das wird ihm so beigebracht. Leibnitz‘ Theorie steht Pate mit der These, dass wir in der besten aller Welten leben und alles mit allem verbunden und zu einem Höheren hin ausgerichtet ist. Candide lebt danach, auch nachdem er alles Gute verliert und komisch-skurrile und gefährliche Erlebnisse meistern muss. Seine Odyssee führt ihn zurück zum Ursprung und er erhält seine Liebe, die sich jedoch im Laufe ihres Lebens zur Xantippe gewandelt hat. Genau dann erinnert ihn sein Lehrer wieder an dessen Lehre. Candide antwortet darauf: „Das ist wohl gesprochen“, …, „aber wir müssen unseren Garten bestellen.“
Als Candide vor 265 Jahren erschien, war das Werk eine Sensation, weil es die Fragen der Zeit so pointiert aufgriff. Und auch heute ist es aktuell, denn Candide fordert auf, den eigenen Verstand zu gebrauchen, sich nicht von einfachen Antworten blenden zu lassen, ein Leben anzunehmen, das nicht nur eine einzige Wahrheit zulässt. Im Angesicht von Leid und Glück heißt es, die großen Fragen der Theodizee, Moral und Wahrheit immer und immer wieder weiter und neu zu denken. Und gerade das braucht doch unsere Zeit, erneut den Ruf: sapere aude – wage es, weise zu sein! [BS]