Im Roman Otto steht der Vater und Familientyrann Otto im Mittelpunkt. Von ihm, seinem Leben und von dessen letzten Wochen und Monaten erzählt seine Tochter Timna. Otto ist Siebenbürgener. Er erlebte und überlebte die Shoa, kämpfte als Soldat für das junge Israel und arbeitete in München.

Otto will, dass seine Tochter sein Leben aufschreibt, aber wenn er erzählt, dann fehlt ein roter Faden, wenig ist zusammenhängend, vieles verwirrend. Und das spüren wir im Roman, denn der Text mäandert wie Ottos Erzählungen durch ein Leben des 20. Jahrhunderts, er durchwandert dunkle und helle Momente, vorbei an Narben, die das Leben hinterlässt. Der Text spaziert, wie Otto selbst, durch seinen Münchner Vorort, durch eine Familiengeschichte: anhaltend, umschauend, stockend und wieder eilend, außer Atem, im Sonnenlicht und unter Beobachtung.

Mit dem Erscheinen von Dana von Suffrins neuem Roman Nochmal von vorne bietet es sich an, den im Jahr 2019 erschienenen Roman Otto wieder zur Hand zu nehmen. In beiden Romanen geht es um eine Familiengeschichte und in beiden Romanen zeigt sich, in welcher Leichtigkeit und mit welch tiefgründigem Humor die Geschichte des 20. Jahrhunderts als Roman verarbeitet werden kann. [BS]

Dana von Suffrin: Otto
Roman. Kiepenheuer & Witsch, 11 Euro