Die Künstlerin des Minimalismus, der Knappheit, sowohl sprachlich wie inhaltlich: Claire Keegan schafft es mit wenigen Worten, Sätzen, Dialogen, ein ganzes Leben zu umfassen. Reichlich spät ist eine Liebesgeschichte, in die sich von Satz zu Satz, von Seite zu Seite das Unglück und Misslingen ganz allmählich einschleichen. Cathal und Sabine: deren unterschiedliche Charaktere legt Keegan in sparsamen Sätzen, kurzen Dialogen frei, ohne nur ein einziges überflüssiges Wort dabei zu verlieren. In ihrer großartigen Erzählung verleiht die irische Autorin Dublin, der Landschaft und den Menschen mit ihrer Sprache einen eigentümlichen Glanz, auch wenn uns Cathal in fahlem Licht erscheint und Sabine verblasst und schließlich in die Ferne entschwindet. Ein Buch, das man in die Hand nehmen und unbedingt lesen sollte, der schönen Gestaltung und der besonders eindrücklichen Geschichte wegen. [SB]

Claire Keegan: Reichlich spät
Steidl Verlag, 15 Euro

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