Eine Geschichte der Zuversicht von Homer bis zum Klimawandel. C. H. Beck Verlag, 28 Euro
Der Altphilologe Grethlein, der an der Heidelberger Universität lehrt, hat nach Mein Jahr mit Achill mit dem neuen Band Hoffnung erneut ein wissensgesättigtes Buch vorgelegt, unterhaltsam und anregend geschrieben und voller eindrücklicher Beispiele. Grethlein durchwandert darin drei Jahrtausende westlicher Geistes- und Philosophiegeschichte.
Das Hoffnungsverständnis der Antike wandelte sich einschneidend mit dem Christentum. Die Basis für diesen Wandel bildete die jüdische Tradition, denn in ihr vertraute man hauptsächlich auf Gott und seine Hilfe.
Als Begriff war Hoffnung immer schillernd, in der Antike als Illusion eher verpönt, im Christentum war sie hin und her gerissen zwischen Himmel und Hölle, ewiger Verdammnis und Erlösung. Grethlein analysiert klug das Ineinandergreifen von Jenseits- und Diesseitshoffnungen und entwirrt dabei, trotz deren so unterschiedlichen Bedeutungen, immer wieder bestens alle Fäden.
Auch in der Gegenwart setzt sich die Ambivalenz des Begriffes Hoffnung fort. Wieder ging ihm ein Bedeutungswandel voraus, der letztlich in ein Hin- und Herpendeln zwischen ungebremstem Fortschrittsversprechen und Untergangsvisionen mündete.
Grethlein, Leibnizpreisträger von 2024, hat zudem aufgrund seiner eigenen Krankheitsgeschichte ein besonderes, persönliches Verhältnis zur Hoffnung. Er ist klug genug, in sein Buch diese Erfahrungen nur hin und wieder und sehr zurückhaltend einfließen zu lassen. Hoffnung ist eine in vielerlei Hinsicht wichtige und höchst empfehlenswerte Lektüre. [SB]