Unsere Buchempfehlungen für den Monat September 2023 beginnen wir mit Eigentum von Wolf Haas.

 

Wolf Haas: Eigentum (Bestellen)

Hanser Verlag, 22 Euro

Jetzt ist schon wieder was passiert. So begann Wolf Haas seine Kriminalromane um den Kommissar Simon Brenner. Jedes Mal bescherte uns der österreichische Autor darin eine aufregende Mischung aus Handlung, skurrilen Charakteren und absurder Komik. Es lohnt sich, diese Krimis wieder oder neu zu lesen. Auch seine anderen Romane garantieren eine etwas ausgefallene Art von guter Unterhaltung. Nach Müll von Wolf Haas, dem zuletzt (2022) erschienenen Brenner-Krimi, jetzt also Eigentum von Wolf Haas, eine Mutter-Sohn-Geschichte, auch diese wieder im unverwechselbaren Haas-Sound. Die hochbetagte Mutter, fast 95 Jahre alt, hat es bis zu ihrem Tod nicht mehr weit. Drei Tage bleiben noch. In diese drei Tage packt der Autor ihre Lebensgeschichte, die es in sich hat. Weil diese Mutter früher die Strümpfe der Bauernsöhne ausbessern musste, „muss ich jetzt ihr Leben nachstricken. Aus einem inneren Zwang heraus. Bis zum Begräbnis bin ich fertig, und dann bin ich es los, die Erinnerung und alles.“ Beim Lesen tut das manchmal richtig weh, dieses nachgestrickte Leben, das dennoch ein liebevoll ausgewähltes, schönes Muster hat, so, wie Wolf Haas es beschreibt. Ein Leben mit allen Hochs und Tiefs. Ein Leben mit „nichts wie sparen, sparen, sparen“. Ein Leben, in dem hin und wieder alles hin ist. Das Geld vor allem. Und das Eigentum. Mit dem wird es nämlich nie etwas. Meist waren es die Tiefs, die den weiteren Weg bestimmten, Tiefs, der damaligen Zeit geschuldet. Viele Maschen wurden fallengelassen im komplizierten, aber schönen Lebens-Strickmuster, mühsam sie dann wieder aufgegriffen. Das mobile Telefon der Mutter spielt darin eine tragende Rolle und Telefonate ins Jenseits, in denen es um Brennnessel-Tee gegen die Verkühlung geht. Seltsam? Nicht bei Wolf Haas. Lesen, einfach lesen. [SB]

 

Am 21. September 2023 ist Welt-Alzheimertag innerhalb der Woche der Demenz (18. bis 24. September) mit ihren vielen Veranstaltungen, Empfehlungen und Informationen. Allein in Deutschland sind aktuell mindestens 1,8 Mio. Menschen an Demenz erkrankt. Daher stellen wir hier zwei Bücher vor, die das Thema aufgreifen und in jeweils eigener Form verarbeiten.

Julie Otsuka: Solange wir schwimmen (Bestellen)

mare-Verlag, 22 Euro

Ein Riss in der Parallelwelt eines Schwimmbades, „viele Meter unter den Straßen unserer Stadt“, verändert alles. Klare und logische Regeln und Strukturen in dieser Welt des Schwimmens geraten mit dem Auftauchen dieses Risses in Gefahr. Zu Anfang ist es nur ein kleiner Riss, kaum sichtbar, aber dennoch existenziell, weil er verwirrt und zerstörerisch wirkt.

Der Riss verändert den Alltag, zumindest den von Alice, die wir als eine der Besucherinnen des Schwimmbads kennenlernen. Im Schwimmbad ist alles klar geregelt. Nicht so in ihrer Welt oben, in ihrem eigenen Leben. Als immer mehr Risse das Schwimmbadbecken durchziehen, muss das Bad schließen, die sichtbar strukturierte Welt schwindet. Wie ist es in Alices Leben? Auch da gibt es immer mehr Risse, die ihr Leben verändern.

Die Risse im Leben von Alice sind das, was wir Demenz nennen. Sie werden ein Teil von Alice, verändern ihr Leben, aber doch nicht Alice als Person? Wie damit umgehen? Wie damit leben, in Momenten, in denen die Risse mal größer werden, mal kurzzeitig unsichtbar sind? Wie gehen Menschen damit um, die jene begleiten, deren Leben und Denken Risse bekommen?

Solange wir schwimmen von Julie Otsuka ist ein Buch mit einem schweren Thema, das wir alle weit wegschieben. Aber trotz der Schwere ist dieser Text zwar wehmütig, aber nicht traurig. Und voller Sehnsucht nach einem Leben, das bis zum letzten Moment Leben ist. [BS]

 

Helga Schubert: Der heutige Tag (Bestellen)

Ein Stundenbuch der Liebe. DTV, 24 Euro

In Helga Schuberts Buch erfahren wir vom Leben mit einem Demenzkranken. Schubert entscheidet sich zusammen mit ihrem Mann, dass er nicht in ein Hospiz geht. Sie, über 80 Jahre alt, pflegt folglich ihren 16 Jahre älteren Mann zu Hause selbst. Die Autorin erzählt von all den Sorgen, Problemen, Überforderungen, der Verzweiflung und all dem, was noch kommen kann und wird.

Schon auf den ersten Seiten hatte ich beim Lesen ein Mantra in mir: „hätte aber die Liebe nicht“. Es lässt mich nicht los, bis mir, spätestens bei einem Dialog zwischen einem Pfleger und der Autorin, klar wird, dass das Buch ein wunderbarer Beleg ist, dass diese Zeile aus dem Hohelied der Liebe des Apostel Paulus (1 Kor 13) hier ihren wahren Sinn entfaltet. Nicht dass Helga Schubert in ihrem Buch die Situation verbrämt oder die Schwere der Situation abtut, vielmehr lässt sie gerade diese Schwere zu, indem sie Haltung und Handlung in Abhängigkeit stellt. Sie erzählt vom Zulassen der Schwäche, vom Annehmen dessen, was ist. Und sie erzählt, warum ihr Mann und sie all dies meistern. Wir lesen in diesem Text von wahrer Menschlichkeit, die sich reduziert auf das für sie Wesentliche: auf die Liebe zur Liebe, auf das Frieden schließen mit dem eigenen Leben und mit all dem, was zum Leben in Beziehungen dazugehört.

Damit ist dieses Buch wirklich, wie der Titel sagt, ein Stundenbuch der Liebe, es dekliniert ein Leben in Liebe durch, gerade auch in den Momenten des Loslassens und des Abschieds. [BS]

 

Timothy Garton Ash: Europa (Bestellen)

Eine persönliche Geschichte. Hanser Verlag, 34 Euro

Homelands. A personal history of Europe, so lautet der weitaus treffendere englische Originaltitel. A personal history indeed. Wer außer Timothy Garton Ash, Professor für Europastudien in Oxford, kann sagen, die Geschichte Europas im letzten halben Jahrhundert überall dort selbst erlebt zu haben, wo sie geschah? Wer von uns lebte 1980 in Ost-Berlin? Saß am 10. November 1989 im „Tränenpalast“? Sprach mit den Kämpfern aller Volksgruppen in den Jugoslawien-Kriegen der 90er? Den europäischen Spitzenpolitiker*innen bis in die Finanzkrise und die zerbrechliche Gegenwart der EU?

Ash zeichnet in klaren Worten die großen, gegenläufigen, historischen, politischen Bewegungen Europas und lässt die einzelnen Menschen zu Wort kommen. Er reflektiert seine Rolle als teilhabender Historiker und als Mensch seiner Zeit. Sein Buch ist brillante historische Literatur und autobiographischer Bildungsroman; „A moving love letter to Europe“, wie Lea Ypi sagt, und eine anhaltende Mahnung, nichts für gegeben und sicher zu nehmen, denn: „History laughs“.

„Human motives are always mixed. (…) In the end, what matters is what we do.“ (73 in der Original-Ausgabe) [SB]

 

Nach einem politischen und gleichzeitig sehr persönlichen Sachbuch von Timothy Garton Ash nachfolgend zwei großartige Romane mit zahlreichen bedeutenden, politischen Komponenten.

In Afrika, in ehemals französischen Kolonien, greifen die Militärs in immer mehr Staaten zur Macht, ersetzen eine frankreich- und europafreundliche Politikergeneration. Auch eine Art, mit dem Kolonialismus eine offene Rechnung zu begleichen. Wohin wird sie führen? Mohamed Mbougar Sarr geht in seinem Buch äußerst intelligent mit diesem komplexen Thema um.

Indien, ein riesiges Reich, in manchen Bereichen auf rasantem Vormarsch, in manchen jedoch (denen der Bildung zum Beispiel) hoffnungslos hinterherhinkend – und Salman Rushdie, verfemt, gejagt, verwundet, mit seinem fast seherischen Roman, den er vor dem Attentat auf ihn bereits vollendet hatte. [SB]

 

Mohamed Mbougar Sarr: Die geheimste Erinnerung der Menschen (Bestellen)

Hanser Verlag, 27 Euro

Dieses Buch ist ein Ereignis, allein schon, was seine Geschichte betrifft, diejenige, die darinnen und diejenige, die dahinter steht.

Sein Autor Sarr, 1990 im Senegal geboren, schreibt über die Suche des Studenten Diégane Latyr Faye (auch der stammt aus dem Senegal) nach einem ebenfalls afrikanischen Autor namens Elimane. Faye, der zum Studium nach Paris gegangen war und an seiner Doktorarbeit schreiben soll, träumt stattdessen vom Dasein eines erfolgreichen Schriftstellers, diskutiert mit seinen Freunden die Nächte durch. Über Literatur. „Wir dachten keinesfalls, dass Bücher die Welt retten könnten; hingegen hielten wir sie für das einzige Mittel, um nicht vor ihr davonzulaufen.“ (48)

Von einer rätselhaften, charismatischen Autorin erhält Faye eines Nachts Elimanes Roman, liest und verfällt ihm und dessen Geschichte. 1938 hatte Elimane in Frankreich ein fulminantes Buch, Das Labyrinth des Unmenschlichen, veröffentlicht. Zunächst wurde er für sein Werk in den höchsten Tönen gefeiert, kurze Zeit später des Plagiats beschuldigt, in der französischen Kritik vernichtet, fallen gelassen. Warum? Weil er ein afrikanischer Autor war? Das Werk und der Autor verschwanden.

Faye jedoch macht sich auf den Weg.  Dieser führt ihn durch die Zeiten der 30er, die der 60er Jahre bis in die Gegenwart. In Tagebuchaufzeichnungen, in Briefen, in Erzählungen. Dabei bewegt sich Faye auf drei Kontinenten – und findet am Ende Elimane. Wie und wo, sei hier nicht verraten. Denn Die geheimste Erinnerung der Menschen ist auch eine spannende Kriminalgeschichte. Dieser Roman ist voller Humor, er ist klug, der Autor Sarr ungemein belesen. Er hat eine höchst differenzierte, ironische Distanz zu dem, was und wie er es schreibt. Der Roman ist aber auch verwickelt und verlangt dem Leser Einiges ab. Rassismus, Kolonialismus, Revolution, Unabhängigkeit, Freiheit, Erinnerung sind seine Themen. Auch die Liebe. Und immer wieder Literatur.

Sarrs Die geheimste Erinnerung der Menschen hat einen wahren Hintergrund: eine Begebenheit in Frankreich aus dem Jahr 1968. Damals veröffentlichte der aus Mali stammende Yambo Ouologuem seinen Debütroman Das Gebot der Gewalt. Autor wie Roman erlitten das oben geschilderte Schicksal, wurden vernichtet und vergessen. Der promovierte Soziologe Ouologuem kehrte in den 70er Jahren in seine Heimat zurück und starb 2017. [SB]

 

Salman Rushdie: Victory City (Bestellen)

Penguin Verlag, 36 Euro

Bunt und märchenhaft, turbulent und intensiv, Fiktion und wahre Geschichte zugleich ist Rushdies Roman Victory City. Es ist ein erzählerisches Feuerwerk, das der Autor darin entfacht mit dem Aufstieg und Fall eines hinduistischen Königreichs im Indien des 14. Jahrhunderts. Rushdie schildert mit dem fiktiven Epos Jayaparajaya, das viereinhalb Jahrhunderte später in einem Tonkrug gefunden wird, auf seine phantasievolle Art die Geschichte dieses Reiches, das tatsächlich existierte, Bisnaga oder Vijayanagar. Das neunjährige Waisenmädchen Pampa Kampana wird von einer Göttin beauftragt, aus einer Handvoll Samen dieses Königreich zu erschaffen, das sie 247 Jahre lang regieren wird und das damit weit über zwei Jahrhunderte überdauerte, doch am Ende untergeht. Pampa Kampana, blinde Poetin, Wundertätige und Prophetin, verfasst mit Jayaparajaya im Laufe der Jahrhunderte ein gewaltiges Prosagedicht. Kunstvoll und verspielt, märchenhaft und humorvoll verwebt Rushdie diese beiden Erzählstränge. Pampa Kampana macht er zur Gegenfigur einer patriarchalisch geprägten Welt. Sie soll und wird den Frauen zu ihrem eigenen Recht verhelfen. Zunächst jedoch bringt sie die Gestalten, die aus den Samenkörnern erwachsen und die das von ihr geschaffene Reich bevölkern, zum Leben, in dem sie jedem Einzelnen eine, seine Geschichte einhaucht. Wie Rushdie diese Geschichten, wie er die Jahrhunderte während Pampas Regentschaft vor den Augen des Lesers vorbeiziehen lässt, mit Eroberungen, Kriegen, mit Intrigen, mit Aufblühen und Absturz, das ist hohe Erzählkunst, wahre Opulenz, immer wieder auch Parodie. Uns bleibt es frei, Bezüge zur Gegenwart herzustellen – und dieses Buch zu lieben. „Was bleibt, ist die Stadt der Worte. Worte sind die einzigen Sieger.“ (412) [SB]

 

Und nun, wie gewohnt, zum Schluss ein Taschenbuch:

Fran Lebowitz: New York und der Rest der Welt (Bestellen)

Rowohlt Verlag, 14 Euro

Im Wetzsteinbrief Mai 2023 stellte Susanne Bader das Kinderbuch von Fran Lebowitz vor. Nun empfehlen wir die 2022 in deutscher Sprache erschienene Textsammlung, die aus zwei älteren Büchern von Lebowitz zusammengestellt wurde. Es sind Texte, die das Leben in New York, das Leben der New Yorker im Blick haben – verfasst in jener humorvollen und bissigen Sprache, für die Fran Lebwowitz bekannt und berüchtigt ist. In diesen Texten hinterfragt, seziert und analysiert sie all das, was den New Yorkern lieb und heilig ist, stellt Gewohnheiten in Frage, fordert ein Nach-Denken über das Alltägliche und ist damit aktueller denn je. Dies gelingt ihr ohne zu moralisieren, einfach nur, indem sie einen Zeigefinger in die Wunden legt, die weh tun.

Was geschieht, wenn Sie dieses Buch lesen? Wenn Sie dunklen Humor mögen, kommen Sie ganz auf Ihre Kosten. Es könnte geschehen, dass Sie beim Lesen Listen erstellen und erkennen, dass Linguine mit Muschelsoße, die „krönende Errungenschaft der Menschheit ist“.

Wenn die Texte in diesem Buch Sie nicht zum Lachen verführen sollten, lesen Sie es dennoch bitte bis zum Schluss, schütteln vielleicht entrüstet den Kopf und nehmen ein Buch von Susan Sontag zur Hand. Auch sie ist New York, New Yorker Literatur. Mit anderem Humor. [BS]

 

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Schließen möchte ich unseren September-Wetzsteinbrief mit zwei Zitaten aus dem Roman von Mohamed Mbougar Sarr:

 

„Der Versuch, Literatur zu schaffen, macht unser Leben aus, ja, aber auch, darüber zu sprechen, denn das bedeutet auch, sie am Leben zu halten, und solange die Literatur lebt, wird unser Leben, selbst wenn es nutzlos, selbst wenn es auf tragische Weise lächerlich und unbedeutend ist, nicht vollkommen verloren sein.“ (63)

„Was also ist dieses Heimatland? Du kennst es: Es ist natürlich das Land der Bücher: der Bücher, die man gelesen und geliebt hat, die man gelesen und verabscheut hat, der Bücher, von denen man träumt, sie zu schreiben, der unbedeutenden Bücher, die man vergessen hat und von denen man nicht einmal mehr weiß, ob man sie je aufgeschlagen hat, der Bücher, von denen man behauptet, sie gelesen zu haben, der Bücher, die man niemals lesen wird, von denen man sich trotzdem um nichts in der Welt trennt, der Bücher, die geduldig warten, bis eines Nachts ihre Zeit gekommen ist und man sich festliest bis zum blendenden Sonnenaufgang des anbrechenden Tages. Ja, sagte ich, ja, in diesem Land will ich Bürgerin sein …“ (307)

Heimat – Land der Bücher. Genießen Sie den Spätsommer und erobern Sie sich diese wunderbare Heimat immer wieder von Neuem. Denn wie zum Beispiel für die Liebe, oder für die Freiheit, oder die Demokratie, oder die Würde, für alles, was das Leben lebenswert macht, müssen wir arbeiten, wir müssen all das verteidigen. Nur so können wir es am Leben halten. [SB]

 

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Im Wetzsteinbrief Mai 2023 stellte Susanne Bader das Kinderbuch von Fran Lebowitz vor. Nun empfehlen wir die 2022 in deutscher Sprache erschienene Textsammlung, die aus zwei älteren Büchern von Lebowitz zusammengestellt wurde. Es sind Texte, die das Leben in New York, das Leben der New Yorker im Blick haben – verfasst in jener humorvollen und bissigen Sprache, für die Fran Lebwowitz bekannt und berüchtigt ist. In diesen Texten hinterfragt, seziert und analysiert sie all das, was den New Yorkern lieb und heilig ist, stellt Gewohnheiten in Frage, fordert ein Nach-Denken über das Alltägliche und ist damit aktueller denn je. Dies gelingt ihr ohne zu moralisieren, einfach nur, indem sie einen Zeigefinger in die Wunden legt, die weh tun.

Was geschieht, wenn Sie dieses Buch lesen? Wenn Sie dunklen Humor mögen, kommen Sie ganz auf Ihre Kosten. Es könnte geschehen, dass Sie beim Lesen Listen erstellen und erkennen, dass Linguine mit Muschelsoße, die „krönende Errungenschaft der Menschheit ist“.

Wenn die Texte in diesem Buch Sie nicht zum Lachen verführen sollten, lesen Sie es dennoch bitte bis zum Schluss, schütteln vielleicht entrüstet den Kopf und nehmen ein Buch von Susan Sontag zur Hand. Auch sie ist New York, New Yorker Literatur. Mit anderem Humor. [Björn Siller]

Rowohlt Verlag, 14 Euro

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Eine persönliche Geschichte.

Homelands. A personal history of Europe, so lautet der weitaus treffendere englische Originaltitel. A personal history indeed. Wer außer Timothy Garton Ash, Professor für Europastudien in Oxford, kann sagen, die Geschichte Europas im letzten halben Jahrhundert überall dort selbst erlebt zu haben, wo sie geschah? Wer von uns lebte 1980 in Ost-Berlin? Saß am 10. November 1989 im „Tränenpalast“? Sprach mit den Kämpfern aller Volksgruppen in den Jugoslawien-Kriegen der 90er? Den europäischen Spitzenpolitiker*innen bis in die Finanzkrise und die zerbrechliche Gegenwart der EU?

Ash zeichnet in klaren Worten die großen, gegenläufigen, historischen, politischen Bewegungen Europas und lässt die einzelnen Menschen zu Wort kommen. Er reflektiert seine Rolle als teilhabender Historiker und als Mensch seiner Zeit. Sein Buch ist brillante historische Literatur und autobiographischer Bildungsroman; „A moving love letter to Europe“, wie Lea Ypi sagt, und eine anhaltende Mahnung, nichts für gegeben und sicher zu nehmen, denn: „History laughs“.

„Human motives are always mixed. (…) In the end, what matters is what we do.“ (S. 73 in der Original-Ausgabe)

Besprochen von Susanne Bader

Hanser Verlag, 34 Euro

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